Festung Magdeburg

Festung Magdeburg

Festung Magdeburg, die stärkste Festung Preußens

Die im 13. Jahrhundert gegründete Festung Magdeburg wurde im Laufe der Jahrhunderte viele Male ausgebaut und befestigt, um die Stadt bestmöglich vor Angriffen zu schützen. Vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1912 war sie eine der mächtigsten Festungen in Preußen.

Trotz des am 8. Dezember 1886 per Kabinettsorder beschlossenen Rückbaus aller deutschen Festungen sind ein Teil der Gebäude als auch der Befestigungsanlagen der Festung Magdeburg bis heute erhalten geblieben. Sie werden nun für zivile Zwecke genutzt.

Geschichte der Festung Magdeburg

Entstehung im 13. Jahrhundert

Die frühesten mittelalterlichen Befestigungsanlagen Magdeburgs stammen aus dem 13. Jahrhundert. Damals umschloss die Stadtmauer die heutige nördliche Altstadt zwischen Krökentor und Otto-von-Guericke-Straße und bis zum Süden des Doms. Dort wurde zum Beispiel der Fronereiturm gebaut. Reste der Stadtmauer sind bei der Wallonerkirche – Tränsberg noch zu sehen.

Entwicklung vom 15. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg

Mit dem Aufkommen von Feuerwaffen konnten die früheren Befestigungen den Angriffen der Feinde nicht mehr standhalten. Zwischen 1450 und 1550 wurden aus dem Grund umfangreiche Restaurierungs- und Erweiterungsarbeiten an der Magdeburger Stadtbefestigung durchgeführt. Sie umfassten den Bau neuer Mauerabschnitte, einer zweiten Stadtmauer und eines Wassergrabens sowie die Elbfrontbefestigung und neue Stadttore mit Türmen für Geschütze.

Festung Magdeburg - Alte Stadtmauer
Alte Stadtmauer der Festung Magdeburg

Die Mauern wurden weiter bis zum östlichen Elbufer ausgebaut. Bei den Belagerungen 1550/51 im Zusammenhang mit der lutherischen Reformation und 1629 während des Dreißigjährigen Krieges hielt die Magdeburger Festung den Angriffen stand. Während des Krieges wurde die Festung jedoch unter der Leitung des schwedischen Oberst Dietrich von Falkenberg von 40 auf 150 Meter Tiefe erweitert. Die Verteidiger bauten vor den Toren zusätzliche Hornwerke und Schanzen. Die Südfront hingegen wurde etwas vernachlässigt, und Magdeburg konnte gerade 1631 an dieser Stelle von kaiserlichen Truppen eingenommen werden. General Pappenheim ließ die Festungsanlagen dann schleifen.

Die Festung Magdeburg unter den Preußen

Während des Dreißigjährigen Krieges stand die Stadt bis zu seinem Ende unter der Herrschaft des Erzbistums Magdeburg. Nach der Eroberung durch Brandenburg-Preußen fiel die Stadt unter dessen Verwaltung.

Kurfürst Friedrich Wilhelm veranlasste 1666 die Instandsetzung der Festungsanlagen. Die Verstärkung der Elbfront war der erste Schritt, der zum Bau der Bastion Cleve führte. Vor dem Graben wurde vorsorglich eine Brustwehr-Schutzmauer errichtet. Hinzu kam auch die Zitadelle von Magdeburg auf der Elbinsel Werder, die auf 800 m² ausgedehnt wurde.

Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau leitete ab 1702 die zweite Ausbauphase, die bis 1713 zu einem Gürtel von weiteren elf Bastionen führte. In einer späteren Bauphase ergänzten Hans Martin von Bosse und Gerhard Cornelius von Walrave die Festung um elf Bastionen sowie die Turmschanze und das Fort Berge. Der gesamte Verteidigungskomplex umfasste nun 200 Hektar, während das Stadtgebiet nur 120 Hektar groß war.

Die Rolle der Festung Magdeburg im 19. Jahrhundert

Im Jahr 1806 wurde Magdeburg als stärkste Festung Preußens gerühmt. Vom 28. Oktober bis zum 8. November 1806 wurde die Stadt während des Vierten Koalitionskrieges belagert. Die napoleonischen Truppen nahmen sie anschließend fast kampflos ein.

Im Jahr 1807 wurde die Stadt Magdeburg in das französische Königreich Westphalen eingegliedert und spielte eine große Rolle in der französischen Elbverteidigungslinie. Der Bau der Glacisanlagen war vielleicht der wichtigste Schritt beim Ausbau der Festungsanlagen. Die Vorstädte Sudenburg und Neustadt mussten dafür weichen. Das Gelände erklärte man zum freien Schussfeld (Rayon).

Von 1813 bis 1814 wurde Magdeburg durch die preußisch-russischen Truppen vergeblich belagert. Am 24. Mai 1814, nach der Niederlage Napoleons, kehrten die Preußen in die Stadt zurück.

Festung Magdeburg - Zwischenwerk VIa
Das gut erhaltene Zwischenwerk VIa wurde ab Mitte der 1920er-Jahre für soziale Zwecke genutzt.

Mit dem neupreußischen Festungsbau erhielt die Festung Magdeburg eine neue Entwicklung und Erweiterung ihrer Befestigungsanlagen. So wurden die Festungsanlagen wieder aufgebaut, die Elbufer verstärkt und neue oder restaurierte Festungstore errichtet.

Zahlreiche militärische Einrichtungen, darunter Kasernen und Magazine, wurden innerhalb der Festung errichtet. Die 1840 eröffnete Eisenbahnlinie Magdeburg-Leipzig und die Eröffnung weiterer Bahnverbindungen revolutionierten die militärische Strategie Magdeburgs. Um die Einfahrt von Dampflokomotiven in die Stadt zu ermöglichen, waren neue Eisenbahntore erforderlich, und das Alte Leipziger Tor war das erste, das 1840 gebaut wurde. Bis 1873 gab es acht Eisenbahntore im Festungsgürtel.

Mit dem Aufkommen des „gezogenen Geschützrohrs“ entstand erneut die Notwendigkeit, die Befestigungen auszubauen. Dafür wurde 1866 ein Gürtel von 14 Forts in einem Abstand von 1000 bis 3000 Metern vom Kernfort errichtet. Ab 1890 wurde der Festungsgürtel durch acht Zwischenwerke in der Rayonregion erweitert.

Rückbau der Festung Magdeburg

Nach der kaiserlichen Kabinettsorder vom 8. Dezember 1886, die die Zerstörung aller Festungen in Deutschland vorsah, wurde Magdeburg mit der Kabinettsorder vom 23. Januar 1900 der Festungsstatus aberkannt und das Festungsgelände zum Verkauf angeboten.

Die Aufgabe der Festungsanlagen ermöglichte es der Stadt, den größten Teil des Geländes zu erwerben, um dort Wohnungen zu errichten und die Infrastruktur auszubauen. Ab 1886 entstanden der der Anschluss an Neustadt, im Westen die Wilhelmstadt und im Süden der Anschluss an das eingemeindete Buckau.

Im Jahr 1888 wurden die Stadttore abgerissen. Fort Stern und die Zitadelle wurden 1903 bzw. 1922 geschleift. Nur ein beträchtlicher Teil der Befestigungsanlagen an der Westfront blieb erhalten. Fünf Forts wurden abgerissen, und der Rest wurde zunächst als zivile Einrichtungen genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch davon nur noch sehr wenige.

Die Festung Magdeburg heute

Die meisten Festungsanlagen wurden Endes des 19. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgerissen. Doch einige kleinere Rückstände, Mauern und Gebäude sind heute noch zu sehen. Einige der Gebäude nutzt man jetzt für Wohnzwecke oder öffentliche Einrichtungen. Befestigungsanlagen und Tore sind teilweise in Parks integriert oder werden sogar touristisch genutzt.

Festung Magdeburg - Fort 7
Das ehemalige Fort VII wird seit 1920 als eine Sportanlage benutzt. Dort sind noch Reste zu sehen.

Wer sich für die Festung Magdeburg interessiert, der kann an folgenden Stellen noch erhaltene Gebäude und Befestigungsanlagen besichtigen:

Nordfront

  • Bastion Hessen detachiert, Reste der Kasematten sind noch zu sehen.
  • Hohepfortetor: Der letzte verbliebene Torpfeiler wurde in den Hohepfortepark versetzt.
  • Kaserne Mark: Gebäude sind erhalten, der Ostflügel wurde abgerissen.

Westfront

  • Bastion Braunschweig: Die Bastion wurde nur zum Teil abgerissen. Strukturen sind noch erhalten und nun Bestandteil des umliegenden Parks.
  • Bastion Halberstadt: Reste bestehen noch.
  • Kavalier IV ist teilweise noch erhalten.
  • Kavalier V und Ravelin II sind überwiegend gut erhalten und werden touristisch genutzt.
  • Kavalier VI ist sehr gut erhalten.
  • Kavalier VII: Der Nordteil ist noch zu sehen.
  • Westlicher Festungsgraben: Künette, Escarpe- und Contrescarpemauer sind auf über 1km Länge noch erhalten
  • Glacis der westlichen Festungsabschnitte: Größtenteils in einen Park integriert.

Südfront

  • Bastion Cleve: Heute unter einer Grünanlage befindlich, aber durch Rekonstruktion 2010 sehr gut erhalten.
  • Kavalier I (Kavalier Scharnhorst): Ehemalige Kaserne ist jetzt ein apartes Reihenhaus.
  • Kavalier II (Fort Berge): Das Sterntor steht noch an anderem Platz.
  • Kavalier III: Reste sind noch sichtbar.
  • Südlicher Festungsgraben mit Escarpemauermauer ist zum Teil erhalten.
  • Glacis der südlichen Festungsabschnitte: Die Reste gehören heute zu einer Parkanlage.
  • Buckauer Eisenbahntor: Reste sind vorhanden.
  • Elbbahnhoftore sind zum Teil noch sichtbar.
  • Sudenburger Tor (alt und neu) sind in Resten erhalten.

Westliches Elbufer

  • Alte Stadtmauer: Ist überwiegend erhalten
  • Kiek in de Köken: erhalten
  • Lukasklause: Wird heute als Otto-von-Guericke-Museum genutzt.
  • Leipziger Tor (alt): Nur noch geringe Reste bestehen.
  • Wittenberger Eisenbahntor: Reste sind erhalten.
Festung Magdeburg - Leipziger Tor alt
Das Bild zeigt die Reste des Leipziger Tores.

Werder und östliches Elbufer

  • Zitadelle: Reste sind erhalten geblieben.

Fortgürtel

  • Zwischenwerk Ia ist gut erhalten.
  • Fort II: Es sind nur noch Reste erhalten, der Geländeumriss ist aber als Grünfläche zu sehen.
  • Fort IIa ist teilweise erhalten.
  • Zwischenwerk IIb: Der Geländeumriss ist als Grünfläche erhalten worden.
  • Fort III 1890 wurde als Freifläche erhalten.
  • Zwischenwerk IVa ist gut erhalten und wird jetzt von einem Ökozentrum genutzt.
  • Fort V ist teilweise erhalten.
  • Fort VI dient der Verwaltung und Zivilverteidigung. Es ist gut erhalten.
  • Zwischenwerk VIa wird sozial genutzt und ist gut erhalten.
  • Fort VII: Reste an der heutigen Sportanlage vorhanden.
  • Fort XI: Reste erhalten
  • Fort XII. Heute Teil des Rothehornparks, Graben und bauliche Reste sind erhalten.
Festung Magdeburg Fort XI
Von Fort XI stehen heute noch einige Mauerteile.

Die Festung Magdeburg erhalten und nutzen

Nicht nur für geschichtlich Interessierte sind die Magdeburger Festungsanlagen sehenswert. Die erhaltenen Gebäude und Anlagen verdienen einen besonderen Schutz. Darum bemühen sich vor allem die Mitglieder der Fachgruppe Festungsanlagen im Kultur- und Heimatverein Magdeburg e.V.

Die Fachgruppe beschäftigt sich vor allem mit der Erforschung und Dokumentation der Geschichte der Festung Magdeburg. Die Reste der Festung sollen erhalten und kulturell und touristisch genutzt werden.

Magdeburger Festungstage

Dabei sind die inzwischen schon traditionellen Magdeburger Festungstage ein wichtiger Schritt, um die Anlagen und deren Geschichte in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Besucher können die Hochzeiten der Magdeburger Festung für einige Tage hautnah und lebendig erleben. Über das bunte Programm mit Führungen und Veranstaltungen für Jung und Alt kann man sich alljährlich auf der Webseite der Magdeburger Festungstage informieren.

Sanierung der Festungsanlage „Ravelin 2“

Ein großes Ziel ist auch die Sanierung der Festungsanlage „Ravelin 2“. Dafür wirbt der Sanierungsverein um Spenden und Fördermittel. Außerdem soll das Areal das Herzstück des Magdeburger Festungstourismus und der Magdeburger Festungsverbände werden. Das Gelände soll durch verschiedene Ausstellungen und Aktivitäten belebt werden, um auch eine bessere soziale Kontrolle zu erreichen. Unterstützer sind immer willkommen.

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Foto:

Festung Magdeburg © Neurobite | Dreamstime.com
Alte Stadtmauer der Festung Magdeburg, Bild: © Ajepbah / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de, Wikimedia Commons
Zwischenwerk VIa, Norhei at de.wikipediaSelbst fotografiert, Public Domain, Wikimedia Commons
Fort VII, Norhei at de.wikipediaSelbst fotografiert, Public Domain, Wikimedia Commons
Leipziger Tor, Olaf MeisterEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
Fort XI, GreifenEigenes Werk, CC0, Wikimedia Commons